Wien, am 21.12.2023
Vorweihnachtliche Gedanken zum Frieden aus den Religionen
Vertreter der Weltreligionen bekennen sich zum Einsatz für den Frieden
Wien: Angesichts einer zwischen Krieg und Terror dahintaumelnden Welt hat die Coalition of Faith-Based Organizations (CFBO) zu einer Demonstration des Friedenwunsches der Religionen aufgerufen. In den letzten Tagen des Advent fand gestern, 20.12.2023, in Wien, Stephanisaal, Stephansplatz 3 der Diskussionsabend statt. Umrahmt vom „Peace Prayer Mandala“ des neugegründeten Chores der Sopranistin Ira Lauren (sozusagen ein Chor der Religionen) bekannten sich Vertreter des Buddhismus, von Judentum, Christentum und Islam zu einer Kultur des Dialogs, der glaubwürdig nur von einer Plattform der Religionen ausgehen kann.
Wo die UNO scheitert, können die Religionen Frieden bringen
Afsar Rathor, pakistanischer Muslim mit 27 Jahren Erfahrung im Dienst der UNO stellt an den Beginn seiner Ansprache Zitate zum Frieden aus fünf Religionen. In seiner jahrzehntelangen Erfahrung bei Friedensmissionen in der ganzen Welt habe er „zu viel Blut und Tod gesehen“. Sein Resümee: „Oft genug konnten Kriege und Konflikte nicht verhindert werden. Die UN ist immer wieder gescheitert.“ Aus seiner Erfahrung waren es einzig die Plattformen der Religionen und religiösen Führer, die nachhaltig Frieden sicherstellen konnten. „Wenn die UN versagt, brauchen wir den Dialog der religiösen Führer. Die Religion ist die Waffe, um Frieden zu erreichen.“ Auch wenn ihm oft Naivität vorgeworfen werde, so habe doch dieser naive Glaube geholfen, Frieden zu vermitteln. Religiöse Führer haben Brücken des Friedens gebaut: In Ruanda ist es dadurch zur Versöhnung gekommen, im Jemen hat er gerade erst dazu beigetragen, auf religiöser Grundlage einen Waffenstillstand zu vermitteln, auf einer Friedensmission in der Ukraine und in Moskau hat er auf beiden Seiten Gehör gefunden. Rathor: „Ich habe in Moskau und Kiew erlebt, dass gerade die junge Generation Initiativen zum Frieden unterstützt. Krieg führt niemals zu dauerhaftem Frieden.“
Wo ist Frieden auf Erden?
Yuri Kolosa ist ukrainisch-katholischer Priester und Generalvikar für die katholischen Ostkirchen in Österreich. Angesichts des 2. Kriegswinters in der Ukraine mit bisher 100.000enden Toten und Verwundeten auf beiden Seiten stellt er die Frage, die sich auch viele Christen stellen: Wo ist der weihnachtliche Jubel der himmlischen Heerscharen? Wo ist der Friede auf Erden? Die Antwort kann er aus der Ukraine geben: Es sind die Kirchen, die Hass in Liebe verwandeln können, das ist die Voraussetzung für Versöhnung. Das geschehe in den Kirchen der Ukraine bereits heute. Menschen werden inmitten von Terror und Krieg fähig, zu vergeben und zu lieben.
Friede braucht den Dialog
Willy Weisz von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien zitiert das „Shalom“, den Gruß des Friedens, der in der jüdischen Liturgie allgegenwärtig ist. Das gerade beendet Lichterfest Chanukka zeige aber ganz deutlich, dass es keinen Frieden geben könne, wo keine Freiheit herrsche. Gerechtigkeit und Frieden bedingen sich einander. Shalom meine aber auch immer die Frage nach im eigenen, inneren Frieden.
Der Präsident der buddhistischen Religionsgesellschaft in Österreich, Gerhard Weissgrab, ergänzte aus buddhistischer Perspektive, dass der zentrale Punkt ist, wegzukommen von Hass und Verblendung. Frieden braucht zuerst den Dialog. Es geht in nicht nur um den religiösen Dialog, sondern um den Dialog mit allen Bereichen der Gesellschaft. Weissgrab: „Wir müssen den Mut haben, in die Tiefe zu blicken und die Abgründe zu erkennen. Nur dann erkennen wir das Wurzelgeflecht des Bösen in unserer Welt und in uns selbst. Denn alles ist mit allem verbunden. Erst wenn wir selbst eine innere Gelassenheit entwickeln, eröffnen sich Wege zum Frieden. Das braucht aber vor allem Geduld.“
Der Einsatz für den Frieden beginnt hier und heute
Im vollen Stephanisaal, in dem trotz der letzten Adventtage vor Weihnachten knapp 100 Interessierte an der Veranstaltung teilnahmen, kam es zu einer sehr intensiven Diskussion. Allen war klar, dass es keine schnellen Lösungen gebe. Und die Machthaber hätten nur ihr eigenes Programm, in dem Friede nicht vorkomme. Daher seien Plattformen wie die Coalition so wichtig. Wir dürfen nicht aufhören zu hoffen und uns zu Wort zu melden. Moderator Elmar Kuhn ergänzte: „Als Generalsekretär von Christen in Not arbeiten wir an der Basis. In mehr als 40 Projekten weltweit. Immer geht es um die Menschen und den Dialog mit den verschiedenen Religionen. Dann können Friede und Toleranz entstehen. Nicht von oben herab mit Gewalt, sondern von den Menschen und aus dem Herzen, mit Verstand und Respekt füreinander.“ Die TeilnehmerInnen machten deutlich, dass sie mit größerer Hoffnung aus der Veranstaltung hinausgehen und sich als Botschafter des Friedens verstehen. Der von allen mitgesungene „Peace Prayer Mandala“ wurde zu einer Demonstration des Willens zum Frieden in unserer zerrissenen Welt.
(CFBO Austria)
Die Coalition of Faith-Based Organizations (CFBO) ist ein breit gefächertes Netzwerk von religiösen Organisationen, die gemeinsame spirituelle und moralische Werte und Prinzipien nutzen, um den interreligiösen Dialog für Frieden, Verbrechensverhütung und Strafjustiz zu fördern. Die Coalition bringt religiöse Organisationen, geistliche Führer, Gläubige aus den Weltreligionen, Wissenschaftler und Experten für den interreligiösen Dialog sowie auf dem Gebiet der Kriminalprävention und Strafjustiz zusammen und arbeitet mit einer Reihe von UN-Agenturen, Organisationen der Zivilgesellschaft und interreligiösen Organisationen zusammen.
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